Die Predigt zum Buß- und Bettag, 20. November
Hoffentlich.
Hoffentlich wird die Arbeit nicht so schwer.
Hoffentlich streiten sich Mama und Papa heute abend nicht schon wieder.
Hoffentlich klappt das mit der Bewerbung.
Hoffentlich ist der November bald rum.
Hoffentlich.
Hoffentlich können die Ärzte was machen.
Hoffentlich fühlt sich Mama wohl im Seniorenheim.
Hoffentlich kommt mein Junge von dem Zeug los.
Hoffentlich.
Hoffentlich geht es der Wirtschaft bald wieder besser.
Hoffentlich wird was Sinnvolles für die Umwelt gemacht.
Hoffentlich gibt es bald Frieden.
Hoffentlich.
Hoffentlich-Sätze. Bunt gemischt.
„Hoffentlich“ steht dick und groß auf dem Werbemotiv für den diesjährigen Buß- und Bettag. Darunter verschwommener „zögerlich“ und noch etwas verschwommener „fraglich“.
Daneben dieser gefühlt ziemlich in die Jahre gekommene, alte Regelschieber. Fast ganz oben hat er seine Position. So ergibts ein interessantes Kreuz.
Und dennoch: Ich würde ihn ja ganz nach oben schieben.
Wäre der Regler für die Lautstärke von Musik verantwortlich, würde die Hoffnung in voller Laustärke aus den Boxen kommen. Hoffnung kann man doch gar nicht genug haben.
„Hoffentlich“ – viele Gebete habe ich mit diesem einen Wort begonnen. Vielen von Ihnen geht es womöglich ähnlich. Ein Wort, das Jung und Alt wohl gleichermaßen nutzt – bei allem, was es sonst so an sprachlichen Unterschieden und Wortwahlen gibt.
Aura, das Jugendwort des Jahres – was ist das denn, fragen eher die nicht mehr Jugendlichen.
Buße, dieses jahrhundertealte Wort – was soll das denn sein, fragen eher die Jugendlichen und Jüngeren.
„Hoffentlich“ ist nicht falsch zu verstehen. Nun aber bleiben Glauben, Hoffnung, Liebe diese drei – so schreibt es Paulus in einem seiner berühmtesten Sätze.
Hoffnung, die hat auch ein Mensch im heutigen Predigttext, ich lese aus Lukas 13,6-9:
Dann erzählte ihnen Jesus folgendes Gleichnis: »Ein Mann hatte in seinem Weinberg einen Feigenbaum gepflanzt. Er kam und suchte Früchte an ihm und fand keine. Da sagte er zu seinem Weingärtner: ›Hör zu: Drei Jahre sind es nun schon, dass ich herkomme und an diesem Feigenbaum nach Früchten suche und keine finde. Also hau ihn um, was soll er für nichts und wieder nichts den Boden aussaugen!‹ Aber der Weingärtner sagte: ›Herr, lass ihn doch dieses Jahr noch stehen! Ich will den Boden rundherum gut auflockern und düngen. Vielleicht trägt der Baum dann im nächsten Jahr Früchte. Wenn nicht, dann lass ihn umhauen!‹«
Liebe Gemeinde,
für den Weinbergbesitzer gibt es für seinen Baum keine Hoffnung mehr. Drei Jahre umsonst nach Obst gesucht – das ist ärgerlich.
Drei Jahre umsonst hingelaufen und immer wieder nicht eine dieser leckeren Früchte dran gewesen. Wäre das in unseren Gärten mit der Tomatenstaude der Fall – vermutlich würden wir das gleiche denken: Die kann weg. Taugt ja nichts. Zack, wäre sie ausgerissen und auf dem Komposthaufen oder in der Biotonne gelandet. Soll halt eine neue her. Völlig verständlich.
Ein Jahr ohne Frucht mag ja noch akzeptabel sein, ein zweites ist schon bitter, ein drittes – da gibt’s doch wohl keine Hoffnung mehr.
Anders als wir hat der Weinbergbesitzer extra einen Gärtner, der sich um seinen Weingarten kümmert und der schiebt den Hoffentlich-Regler wirklich auf das Maximum – warte doch nochmal mit dem Umhauen und Wegwerfen. Ich will mein Allerbestes für diesen drei Jahre fruchtlosen Baum geben und dann schauen wir mal, wie es nächstes Jahr aussieht. Vielleicht trägt der Baum dann im nächsten Jahr Früchte. Hoffentlich.
Wie die Antwort des Besitzers aussieht, erfährt man nicht mehr. Hoffentlich schenkt er nochmal Zeit, denke ich. Andererseits: Wenn er jetzt einen schönen neuen Baum pflanzen ließe, würden seine Chancen auf selbstgemachte Feigenmarmelade im neuen Jahr vermutlich besser stehen.
Liebe Gemeinde,
wir haben zu Beginn gehört: Jesus erzählt hier ein Gleichnis. Wie des Öfteren. Und wenn wir aus dem Baum einen Menschen machen, sieht es doch vielleicht schon wieder ganz anders aus. Denn nicht wenige Menschen kennen das: Ach, der bringt doch keine Leistung mehr. Früher war der auch schon mal besser. Jetzt habe ich so oft mit dem gelernt und wieder bringt der eine fünf nach Hause – bringt doch nichts.
Was haben Menschen teilweise Probleme in den Ruhestand zu gehen, weil sie dann das Gefühl haben, nichts mehr zu leisten und dadurch irgendwie weniger wert zu sein.
Und wie viele ältere Menschen stellen sich die Frage: Was soll aus mir werden, wenn ich nicht mehr selbst für mich sorgen kann? Interessieren sich die Anderen dann noch für mich oder werde ich gefühlt ausrangiert?
Auf einmal werden die verschwommenen Worte auf dem Werbemotiv gar nicht mehr verschwommen, sondern dick und fett: Fraglich, zögerlich. So sind wir Menschen eben manchmal auch. Auf einmal verstummt die klare, schöne Hoffnungsmusik und wird einfach abgedreht.
Wie gut, wenn man dann um diesen Weingärtner weiß, der den Baum nicht aufgibt. Der ein Veto der Hoffnung einlegt: Wart doch nochmal ab. Ich kümmere mich ganz besonders um ihn.
Wie gut zu wissen, dass es Jesus hier ja nicht vordergründig um einen Feigenbaum, sondern um uns geht. Wenn andere sagen:
Das bringt doch nichts mehr mit dem. Die hatte jetzt aber wirklich genug Chancen, jetzt ist mal Schluss, dann sagt Gott:
Ich kümmere mich ganz Besonders um ihn. Ich schenke ihr erst Recht meine Aufmerksamkeit.
Da wo andere längst aufgeben, gibt Gott uns nicht auf.
Vielleicht trägt der Baum dann im nächsten Jahr Früchte. Wenn nicht, dann lass ihn umhauen!
Und irgendwie höre ich heraus, auch wenn es da nicht steht: Aber das wird nicht passieren, dass er weiterhin keine Frucht trägt, weil er zu Gott gehört. Weil wir zu Gott gehören.
Und wie gut ist es, dass es Menschen gibt, die diese Hoffnung in Andere nicht verlieren. So wie der Klassenlehrer, der den einen nicht aufgibt, der ihn am meisten Nerven kostet. Weil er ständig reinruft und mitten im Unterricht aufsteht und mit dessen Eltern er immer wieder Kontakt aufnehmen muss. Und der manchmal denkt: Hoffentlich wird das noch mit ihm. Und eines Tages, da ist aus dem ständig störenden 2. Klässler ein erwachsener Mann geworden, der seinen Weg geht und ab und an denkt: Mensch, was habe ich meinen Lehrer damals Nerven gekostet. Und was bin ich dankbar, dass er mich nie aufgegeben hat. Und wenn der Lehrer dann eines Tages stirbt, hält gerade dieser Schüler auf der Trauerfeier die größte Dankesrede. Was wäre ich ohne ihn geworden – der die Hoffnung in mich nie aufgegeben hat.
Hoffentlich – wie gut, wenn andere Menschen die Hoffnung in uns nicht aufgeben.
Hoffentlich – wie gut, wenn wir die Hoffnung in Andere nicht aufgeben. Heute, am Buß- und Bettag machen wir uns aber vielleicht auch bewusst, wie oft das passiert ist: Dass wir die Hoffnung aufgegeben haben. Dass wir Andere aufgegeben haben, ihnen eine Änderung nicht mehr zugetraut haben. Ihnen Besserung nicht mehr zugetraut haben. Wir machen uns bewusst, dass wir damit manchmal verkehrt lagen.
Heute, am Buß- und Bettag machen wir uns vielleicht bewusst, wie oft wir es zulassen, dass andere an diesem Regler der Hoffnung sitzen und ihn einfach nach unten ziehen und statt einer Melodie der Hoffnung Töne der Angst und der Hoffnungslosigkeit immer lauter gedreht werden.
Machen uns bewusst, wie wir es manchmal nicht schaffen, die Hoffnungsmusik hochzudrehen. Weil andernorts dieser Regler nach unten gedreht wird.
Und irgendwo kann man es ja verstehen: Ukraine, Russland, Israel, Palästina, wirtschaftliche Lage, Regierungschaos, Gewaltstatistiken, Antisemitismus, Unsicherheit und Angst und vieles mehr. Da hat es die Hoffnung nicht einfach. Und dennoch, so wie Paulus schreibt: Nun aber bleiben Glauben, Hoffnung, Liebe.
Wie gut, wenn Menschen die Hoffnung nicht aufgeben – manchmal trotz allem nicht aufgeben.
Wie gut tut es, den Hoffnungsregler hochzudrehen. Oder ein anderer dreht ihn für uns hoch. Vielleicht ja Gott selbst, der die Hoffnung nicht aufgibt, der uns nicht aufgibt.
Gott, der spricht:
Lass ihn doch dieses Jahr noch stehen! Ich will den Boden rundherum gut auflockern und düngen. Vielleicht trägt der Baum dann im nächsten Jahr Früchte.
Amen.
Gottesdienste am Sonntag, 24.11. (Ewigkeitssonntag)
Altenvers 09:30 Uhr (Pfr. Hölscher)
Kirchvers 10:45 Uhr (Pfr. Hölscher)
Gottesdienste mit Abendmahl am Sonntag, 01.12. (Erster Advent)
Weipoltshausen 09:30 Uhr (Pfr. Hölscher)
Kirchvers 10:45 Uhr (Pfr. Hölscher)
Gottesdienste am Sonntag, 08.12. (Zweiter Advent)
Rollshausen 09:30 Uhr (Pfr. Hölscher)
Kirchvers 10:45 Uhr (Pfr. Hölscher)
Gottesdienste am Sonntag, 15.12. (Dritter Advent)
Weipoltshausen 09:30 Uhr
Kirchvers 10:45 Uhr
Weihnachtsgottesdienst des ev. Kindergartens Kirchvers am Freitag, 20.12.
Weipoltshausen 17:00 Uhr
Gottesdienste am Sonntag, 22.12. (Vierter Advent)
Rodenhausen 09:30 Uhr (Lektorin Conny Schlickeiser)
Kirchvers 10:45 Uhr (Lektorin Conny Schlickeiser)
Kindergottesdienst jeden ersten und dritten Sonntag im Monat in Rodenhausen. Treff um 10:00 Uhr vorm DGH.
In Weipoltshausen jeden ersten, dritten und fünften Sonntag im Monat um 10:30 Uhr in der Kirche.
Posaunenchor dienstags um 19:30 in Weipoltshausen (DGH)
Kirchenkino am Freitag, 29.11. in Kirchvers (Pfarrsaal). Um 16:30 Uhr läuft ein Film für Kinder, um 20:00 Uhr ein Film für Jugendliche und Erwachsene. Aus rechtlichen Gründen dürfen die Filmtitel an dieser Stelle leider nicht veröffentlicht werden, s. hierzu den kirchlichen Gemeindebrief. Der Eintritt ist frei, um eine Spende für Essen und Trinken wird gebeten.
Bastel- und Handarbeitskreis am Mittwoch, 04.12. um 19:00 Uhr in Rodenhausen (DGH).
Bibelgesprächskreis am Dienstag, 03.12. um 19:00 Uhr in Weipoltshausen (Kirche)
Kirchencafé am Mittwoch, 11.12. um 15:00 Uhr in Kirchvers (Pfarrsaal), Gast: Arno Hammer, Thema: Heinz Erhardt.