Der Friede Jesu Christi, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Hl. Geistes sei mit uns allen. Amen.
Liebe Gemeinde, wir feiern heute Ostern, das Auferstehungsfest. Mit Schrecken habe ich aber leider festgestellt, dass es an dem grundlegendsten Wissen über Ostern fehlt. Da wollte mir neulich doch tatsächlich jemand weißmachen, dass der Valentinstag vor Ostern käme! Haben Sie jemals so eine Dummheit gehört? Ich selten. Aber mein Gegenüber wollte nicht von seiner Meinung ablassen. Also sagte ich ihm: „Die Wissenschaft selbst sagt, dass Ostern vor Valentinstag kommt.“ „Was? So ein Quatsch. Was ist denn deine Quelle?“ Nun hatte ich ihn am Haken: Ich holte das Duden-Lexikon hervor. „O-stern kommt ganz klar vor V-alentinstag.“
Ja, liebe Gemeinde, das Osterlachen hat lange Tradition und ist sehr umstritten in der Kirchengeschichte gewesen. Es sollte vor allem die Freude über Jesu Sieg über den Tod ausdrücken. Man möchte dem Tod mal so richtig ins Gesicht lachen.
Aber das ist alles andere als einfach. Wenn man geliebte Menschen verloren hat, ist einem ja meist gar nicht zu Lachen zumute. Und auch wenn man an seine eigene Sterblichkeit denkt, werden vermutlich die Wenigsten wirklich heiter sein. Mir zumindest gelingt es nicht wirklich. Aber doch kann es funktionieren, denn Gott gibt uns dazu das Recht (das Recht wohlgemerkt und nicht die Pflicht). Gott verwandelt unsere Trauer in Freude – denn Er hat den Tod wirklich besiegt. Um diese Tatsache und den Wandel von unendlicher Trauer hin zu überwältigter Freude geht es auch in dem heutigen österlichen Predigttext. Wir hören Worte aus Joh 20,11-18:
Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Als sie nun weinte, beugte sie sich in das Grab hinein und sieht zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, einen zu Häupten und den andern zu den Füßen, wo der Leichnam Jesu gelegen hatte. Und die sprachen zu ihr: Frau, was weinst du? Sie spricht zu ihnen: Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben. Und als sie das sagte, wandte sie sich um und sieht Jesus stehen und weiß nicht, dass es Jesus ist. Spricht Jesus zu ihr: Frau, was weinst du? Wen suchst du? Sie meint, es sei der Gärtner, und spricht zu ihm: Herr, hast du ihn weggetragen, so sage mir: Wo hast du ihn hingelegt? Dann will ich ihn holen. Spricht Jesus zu ihr: Maria! Da wandte sie sich um und spricht zu ihm auf Hebräisch: Rabbuni!, das heißt: Meister! Spricht Jesus zu ihr: Rühre mich nicht an! Denn ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater. Geh aber hin zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott. Maria Magdalena geht und verkündigt den Jüngern: »Ich habe den Herrn gesehen«, und was er zu ihr gesagt habe. Amen.
Schon früh am Sonntagmorgen nach dem Passah-Fest machte sich Maria Magdalena zusammen mit den anderen Frauen auf zum Grabe Jesu. Zum Grabe des Mannes, der sie geheilt und befreit hatte. Der so viele Menschen geheilt hatte. Und der von Gottes anbrechendem und sich vollendenden Reich gepredigt hatte. Doch nun war er tot. Gekreuzigt von den Römern und noch eilig in ein Höhlengrab gelegt. Ohne Bestattungszeremonie. Aber sie wollte ihm doch noch die letzte Ehre erweisen und zum Tode noch einmal salben. Und Abschied nehmen. Welch ein Schreck mochte das dann gewesen sein: Der große Stein vor dem Grab ist weggerollt! Und im Grab liegt niemand mehr! Sofort rannten sie zurück und erzählten von diesem schockierenden Fund. Die zwei einzigen Erklärungen, die logisch erschienen, waren, dass Jesu Feinde seine Leiche schänden wollten oder dass er umgebettet wurde. Jesu engste Jünger, Petrus und Johannes, rannten nun beide mit Maria eilends zum Grabe Jesu. Sie wollten mit eigenen Augen sehen, was da passiert ist.
Am Grab angekommen, sehen sie den Beweis, dass Maria die Wahrheit sprach. Das Grab war leer, der Leichnam fehlte – und die Grabtücher waren schön zusammengerollt. Petrus kehrte daraufhin traurig und verängstigt zurück. Maria blieb weinend und am Boden zerstört vor dem Grab zurück. Aber der sogenannte Lieblingsjünger, Johannes, war berührt. Er glaubte, dass etwas Besonderes passiert war – kehrte dann aber mit Petrus zusammen zurück. Und Maria? Maria blieb weiterhin alleine und von Trauer überwältigt zurück. Sie ist so in ihrer Trauer gefangen, dass sie selbst die Engel Gottes nicht bemerkte – und gar nicht auf sie eingehen wollte. „Warum weinst du?“, fragten die Engel. Eine einfühlsame Frage, die Interesse und Trost zeigen will.
Aber es gibt Situationen, da tröstet auch das ehrliche Interesse und Dasein von anderen Menschen – oder gar Engeln – nicht. Maria will keinen Trost, sie will Jesus. Oder zumindest seine Überreste, damit sie sich verabschieden kann. Ihre Antwort geschieht fast fordernd. Und dann wendet sie sich um und will scheinbar gar nicht die Reaktion der beiden Engel erfahren. Und hinter ihr steht… Jesus, der Gekreuzigte und Auferstandene! Aber sie erkennt ihn nicht! Woran das wohl liegt? Schließlich hat sie ihn ja eine Zeit lang auf seinen Wegen begleitet und viel von ihm gelernt. Und das Gesicht des Menschen, der einen von einer lebensbestimmenden Plage befreit hat, vergisst man doch nicht so leicht.
Vielleicht war Maria ja so sehr von ihrer Trauer gepackt, dass ihr ihre Tränen die Sicht verzerrten. Das kann ich mir gut vorstellen. Aber das allein kann nicht die volle Antwort sein. Denn auch Lukas berichtet ja, dass die Emmaus-Jünger den auferstandenen Jesus nicht gleich erkannt haben – obwohl er kilometerweit mit ihnen ging und sie lehrte. Die Auferstehung ist ein Fakt, den wir weder mit unserer Logik noch mit unserer Naturwissenschaft fassen können.
Aber Jesus gibt sich Maria als der Auferstandene zu erkennen – und dann erkennt sie auch ihn. Maria ist dabei verständlicherweise überglücklich, dass Jesus nicht nur da ist, sondern wieder lebt. Sie wirft sich ihm voller Freude zu Füßen und umgreift diese. Aber Jesus verbietet ihr das. Daraus wurde und wird auch heute noch oft ausgelegt, dass es eine strikte Trennung zwischen der geistlichen und der hiesigen Welt gebe; je nach Tendenz kann das dann auch zu einer Leibfeindlichkeit führen. Aber auch hier hilft wieder ein Blick in den griechischen Urtext. Das Wort für „nicht anrühren“ kann auch übersetzt werden mit: „Halte mich nicht fest.“ Der auferstandene Jesus ist für uns nicht festzuhalten, nicht mit Beweisen und auch nicht mit guten Werken. Alleine im Glauben ist Jesus erkennbar da. Jesus wandelt momentan nicht mehr leiblich auf dieser Welt und das ist für uns auch gut, denn so können wir die Gaben und Gemeinschaft des Hl Geistes erleben und genießen. Aber Jesus ist dennoch da. Möchte uns ansprechen, uns anrühren. Und uns Anteil an seiner Auferstehung schenken.
Aber nachdem Jesus Maria nicht erlaubte, ihn irdisch festzuhalten, gab er ihr die wichtigste Aufgabe – eine Sendung und Perspektive. Sie sollte sofort umkehren und seinen Jüngern von Jesu Auferstehung und was sie bedeutet erzählen. Maria wird als Frau die erste Botin und Verkündigerin des Auferstanden! Daher wird sie in den östlich-orthodoxen Kirchen auch zurecht Apostelin der Apostel genannt. Sie verkündigt und bezeugt, dass Jesus auferstanden ist.
Dennoch kann uns das allein noch keine eigene Hoffnung schenken. Die alleinige Tatsache, dass Jesus auferstanden ist, kann schwer Glauben und Hoffen wecken. Denn was geht es mich persönlich an, wenn etwas passiert ist? Es geht mich doch nur etwas an, wenn es mich persönlich betrifft. Daher möchte ich unseren Blick noch einmal auf einen der schönsten Momente in der gesamten Bibel legen.
Maria erkennt unseren auferstandenen Herrn nicht. In ihrer Trauer und Verzweiflung greift sie nach dem letzten Strohhalm. Dieser Mann am Grab, der kann doch nicht aus Zufall hier sein! Das… das muss der Gärtner sein. Und – warum auch immer – dieser Gärtner hat bestimmt die Leiche von Jesus weggeräumt. Ja! So musste es sein! Sogleich stellt sie ihm die Frage: Herr, hast du ihn weggetragen, so sage mir: Wo hast du ihn hingelegt? Dann will ich ihn holen. Sie möchte einfach trauern und Jesus zum Festhalten haben. Doch dann Spricht Jesus zu ihr: Maria! Und sie erkennt ihn!
Schon beim Lesen der deutschen Übersetzung bekomme ich eine leichte Gänsehaut, wenn ich mir das vorstelle. Maria erkennt Jesus nicht an seiner Gestalt – ihr Verstand kann vielleicht einfach überhaupt nicht fassen, was nicht sein könne. Doch ein Wort von Jesus. Vermutlich hatte Jesus sie mit einem oder wenigen Worten von den bösen Geistern geheilt. Ganz sicher hatte Maria viele Worte über das schon angebrochene Reich Gottes von Jesus gehört. Aber zur Erkenntnis braucht es nur das eine Wort. Das mitfühlende und ruhige „Maria.“ Und sie erkennt, dass Jesus lebt.
Und dann schaue ich in den griechischen und ältesten überlieferten Text dieses Osterberichts. Und dann wird es meiner Meinung nach noch schöner und persönlicher. Wörtlich übersetzt heißt es dort nämlich: Spricht Jesus zu ihr: Mariam. Bis zu dieser Stelle wurde die Frau im gesamten Joh stets Maria genannt. Aber hier nennt sie Jesus Mariam. Und das ist garantiert kein Schreibfehler. Nein, es drückt die Nähe und Vertrautheit von Jesus zu Mariam aus. Denn Maria ist die griechische Form ihres Namens. Aber als Jüdin wird ihr Name ursprünglich hebräisch-aramäisch gewesen sein, nämlich Mariam. Jesus nennt sie hier nicht in der Handels- und damaligen Weltsprache beim Namen, sondern in ihrer und seiner Muttersprache. Er kennt sie wirklich und wendet sich ihr auch persönlich zu – so nah wie es geht. In ihrer beider bekannten Muttersprache.
Und auch dies dürfen wir auf uns übertragen: Die Auferstehung Jesu ist für jeden Menschen geschehen. Jesus möchte jeden einzelnen Menschen persönlich ansprechen und die Auferstehung schenken. Daraus (!) kann Freude, Hoffnung und Liebe erwachsen – selbst in dunklen und traurigen Zeiten. Und wenn wir das glauben – uns selber so direkt von Jesus ansprechen lassen – dann dürfen auch wir die Boten Jesu werden und aller Welt von der guten Nachricht erzählen. Gott ist der Gott und Vater von Jesus Christus und Er ist auch der Gott und Vater von uns allen.
Das gelingt aber nur, wenn wir uns von Jesus dem Auferstandenen persönlich ansprechen lassen. Denn Jesus möchte auch zu jedem und jeder einzelnen von uns eine persönliche Beziehung im Leben und in Gebet führen. Er möchte uns als der auferstandene Gekreuzigte direkt und persönlich ansprechen. Ostern ist nicht nur ein frei in der Geschichte herumfliegendes Ereignis, sondern ein uns allen geltendes Angebot. Jesus spricht auch uns mit unserem Namen an. Lassen Sie uns da genau hinhören und offen dafür sein.
Jesus ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden! Für dich und für mich. Halleluja! Amen.
Und so geleite und bewahre uns unser gekreuzigter und auferstandener Bruder und Herr Jesus Christus im wahren Glauben. Amen.
Gottesdienste am Sonntag, 27.04.
Rodenhausen 09:30 Uhr (Pfr. Hölscher)
Kirchvers 10:45 Uhr (Pfr. Hölscher)
Gottesdienste am Sonntag, 04.05.
Weipoltshausen 09:30 Uhr (Pfr. Hölscher)
Kirchvers 10:45 Uhr (Pfr. Hölscher)
Gottesdienste am Sonntag, 11.05.
Rollshausen 09:30 (Pfr. Hölscher)
Kirchvers 10:45 (Pfr. Hölscher)
Gottesdienst des Großkirchspiels am Sonntag, 18.05.
Altenvers 10:00 (Pfrn. Schwarz)
Gottesdienste am Sonntag, 25.05.
Rodenhausen 09:30 (Lektorin Conny Schlickeiser)
Kirchvers 10:45 (Lektorin Conny Schlickeiser)
Kindergottesdienst jeden ersten und dritten Sonntag im Monat in Rodenhausen. Treff um 10:00 Uhr vorm DGH.
In Weipoltshausen jeden ersten, dritten und fünften Sonntag im Monat um 10:30 Uhr in der Kirche.
Posaunenchor dienstags um 19:30 in Weipoltshausen (DGH).
Bibelgesprächskreis am Dienstag, 29.04. um 19:00 Uhr in Weipoltshausen (Kirche).
Frauenkreis am Donnerstag, 24.04. um 15:00 Uhr in Altenvers (Kirche).
Kirchencafé am Mittwoch, 14.05. um 15:00 Uhr in Kirchvers. Gast: Karl Heinz Görmar, Thema: "Auf den Spuren deutscher Einwanderer in Südbrasilien". Vor 200 Jahren kamen die ersten deutschen Einreisenden nach Brasilien. Bildvortrag von drei Reisen zu den ausgewanderten Deutschen.